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Ganz in der Nähe Adelaides liegt das bekannteste Weinbaugebiet Australiens, Barossa Valley. Nicht zuletzt ist dieses Tal der Grund dafür, dass man Adelaide vielerorts als Weinhauptstadt Australiens bezeichnet. Die relativ geringe Entfernung und die vielen Sehenswürdigkeiten im Tal machen Barossa Valley wie geschaffen für einen Tagesausflug von Adelaide aus.
Barossa Valley ist knapp dreißig Kilometer lang und rund zehn Kilometer breit. Bestimmt wird das Leben der Menschen durch die drei Hauptorte Lyndoch, Tanunda und Nuriootpa; auch wenn es viele weitere, kleine Orte gibt, sind diese kaum über die Grenzen des Tals hinaus bekannt. Oft bezeichnen sie sogar nur ein bestimmtes Weingut, und auch wenn es ein wenig absurd erscheint, stellt somit ein einzelnes Gut, welches von wenigen Menschen bewohnt wird, in der Bezeichnungsweise von Barossa Valley einen eigenständigen Ort dar.
Geschichte von Barossa Valley
Der Name Barrossa Valley ist interessanterweise einer anderen Landschaft, nämlich einer in Südspanien entlehnt. Adelaides Stadtvater William Light verglich das nahe der Stadt gelegene Tal mit dem Rosenhügel in Spanien, dem „Valle de Bar Rosa“, der für seine außergewöhnlich schöne Landschaft bekannt ist.
Die Geschichte von Barossa Valley, welches schon bald nach der Stadtgründung Adelaides durch die populären Worte Lights den heutigen Namen erhalten hatte, ist eng verwoben mit der Geschichte deutscher Einwanderer in South Australia.
1838 kam eine große Anzahl von religiös verfolgten Lutheranern aus Preußen nach Australien, darunter auch der Pastor Ludwig Kavel als Klemzig in Brandenburg. Zu dieser Zeit hatten die Protestanten in Deutschland schwer unter den Repressalien des preußischen Königs Friedrich Willhelm III. zu leiden; dieser plante nämlich, das ganze Land in der „Preußisch Unierten Landeskirche“ zu einen. Ein solche Vorschlag war für die von der eventuelen Reformierung besonders stark betroffenen Protestanten natürlich nicht tragbar, doch machte der König ihnen den Widerstand durch verschiedene Maßnahmen schwer. So kam es, dass eine große Zahl von Flüchtlingen bald die Möglichkeit nutzen wollte, im vielgerühmten Australien eine neue Zukunft anzufangen.
Allerdings kam mit den Flüchtlingen auch der Religionsstreit nach South Australia. Die horrende Zahl von vier Kirchen mit vier Konfessionen für Dörfer mit 150 Einwohnern war zeitweilig an der Tagesordnung, und nicht einmal in der „neuen Welt“ waren die Menschen bereit, auf althergebrachten Streit zu verzichten.
Die deutschen Siedler, die sich schließlich in Barossa Valley niederließen, waren vorwiegend Schlesier. Ursprünglich planten sie, Tabak anzubauen, doch Dr. Johann Menge, ein Akademiker aus Schlesien, erkannte bald die besondere Eignung des Tals zum Weinbau. In der Anfangszeit der Besiedlung des Tals nannte man Barossa Valley durch den starken schlesischen Einfluss „Neu-Schlesien“; als die Siedlungen im Tal allerdings wuchsen und das Völkergemisch zunehmend internationaler wurde, war dieser Bezeichnung bald nicht mehr tragbar. Allerdings sind einige der ersten Weingüter noch heute erhalten; so geht das Weingut Orlando auf Johann Gramp zurück, einen der ersten Weinbauern in Barossa Valley. Dem Weingut Seppeltsfeld hört man seine deutsche Herkunft eher an; auch dies geht direkt auf eine Gründung in der Frühzeit Adelaides zurück. Wie manche anderen Weingüter geht Seppeltsfeld eigentlich auf den Tabakbau zurück. Trotz der Einflusses von Johann Menge hatte sich Joseph Seppelt, der Gründer des Gutes, zuerst für den Tabakbau entschieden. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass diese Landwirtschaft im Tal kaum von Erfolg gekrönt sein würde, und so wechselte auch Seppelt später zum Weinbau. Dass dies von großem Erfolg gekrönt war, kann man noch heute leicht an den Wohnhäusern von Seppeltsfeld erkennen – sie gehören zu den größten und schönsten im Tal. Das Exportgeschäft mit den Weinen von Seppeltsfeld boomt; man kann auf dem Gut relativ problemlos hundertjährige Weine erstehen, auch wenn die Preise natürlich horrend sind.
Auch wenn der internationale Einfluss im Laufe der Jahre immer stärker wurde und Australien ein eigenes Bewusstsein erhielt, welches auch Stolz auf die Unterschiede zu den europäischen Gründungsländer beinhaltete, kann man typisch deutsche Traditionen noch heute in Barossa Valley spüren. Den 36 Weinbaubetriebe und 50 Weinkellern aus dem Tal merkt man die klischeehaften Vorlieben der Deutschen für Sauberkeit und Ordentlichkeit scheinbar recht deutlich an (wobei man nicht sagen kann, ob diese Beobachtungen nicht vielleicht auf eine stumme Erwartung des Betrachtenden zurückgehen). Deutlich und vor allem auch greifbarer sind die deutschen Traditionen in den Namen der Weingüter, wo sie teilweise bis heute erhalten blieben.
Erholung und Weinproben
Für Touristen ist Barossa Valley aus mehren Gründen interessant. Einmal bietet das Tal einen schönen Anblick und erlaubt es, sich auf einer kurzen Tagestour vom Großstadtleben in Adelaide zu erholen. Zum anderen bieten sich im wichtigsten Weinbaugebiet von Australien natürlich etliche Möglichkeiten, Weinproben zu besuchen oder Weinkeller zu besichtigen.
Für deutsche Touristen allerdings gibt es andere Kuriositäten, die Barossa sehenswert machen.
Auch wenn die deutschen Siedler ihre Sprache nicht so weit überliefert haben, dass heute noch viele Menschen im Barossa Valley fließend deutsch sprechen, gibt es doch eine lebendige folkloristische Tradition im Tal, die sich natürlich auf eigenständige Art und Weise erhalten hat, dennoch aber irgendwie typisch deutsch anmutet. Das Barossa Valley Vintage Festival ist die beste Möglichkeit, einen Einblick in diese Traditionen zu erlangen, und diese Möglichkeit wird jedes Jahr von vielen Touristen gerne genutzt. Alle zwei Jahre zu Ostern findet dieses Fest statt, während dem überall lebendiges Treiben herrscht. Es finden in dieser Zeit besonders viele Weinproben statt, während folkloristische Feiern und die zugehörigen Lieder für einen Deutschen sicherlich eine besonders spannende Erfahrung sind.
Neben den Feiern und Weinproben gibt es in Barossa Valley auch die Möglichkeit zur Übernachtung; Motels, Hotels und Campingplätze bieten sich zu diesem Zweck ein, und interessierte Touristen können so einen mehrtägigen Aufenthalt in „Wine Valley“ verbringen.
Video Barossa Valley
Karte Barossa Valley
Bild von Stephen Michael Barnett