Notfälle in Nationalparks

Da man sich in den australischen Nationalparks oft recht weit entfernt von jeglicher Hilfe befindet, sollten Besucher dieser Parks dafür sorgen, dass sie für eventuelle Notfälle ausgerüstet sind.

Damit ist nicht gemeint, dass man sich einen Arzt aus dem Bekanntenkreis als Begleiter suchen sollte, sondern vielmehr, dass die Ausrüstung, die in solchen Fällen erforderlich sein kann, auch vorhanden sein muss.

Es ist natürlich ratsam, die Kenntnisse, die man in einem Kurs für lebensrettende Sofortmaßnahmen oder einem Erste-Hilfe-Kurs erworben hat, vor einer Tour in die abgelegene Wildnis noch einmal aufzufrischen. Auch kann es nicht schaden, dieses Wissen in Form eines kleinen Ratgebers (wie es sie in der Buchhandlung gibt) mit sich zu führen. Besonnenes, rasches Handeln ist im Falle eines ernsthaften Problems der Schlüssel. Größere Erfolge werden meist erzielt, wenn der Helfer genau weiß, was er tut, weshalb die Versorgung nach der persönlichen Erinnerung mitunter nicht die richtigen Resultate bringt.

Neben Büchern, die käuflich zu erwerben sind, gibt es in Australien auch manche Handbücher, die kostenlose Ratschläge angeben, zum Beispiel die „Aids to Survival“, die von den Polizeistationen ausgegeben werden.

Die folgenden Ratschläge sollen ein paar Anregungen nehmen und greifen die Anweisungen dieser Bücher auf.

Erste Handgriffe

Die australischen Guides halten sich bei der Bewertung einer Notsituation an die sogenannten GRAAK-Reihenfolge. Dabei handelt es sich um eine anerkannte Methode zur Einschätzung eines Notfalls, indem man einen festgeschriebenen Ablauf nachvollzieht.

Der erste Schritt in jeder Notsituation sollte sein, die Gefahrenquelle vom Betroffenen zu entfernen oder, falls nicht anders möglich, ihn aus dem Gefahrenbereich zu bringen.

Danach muss die Reaktion des möglicherweise Verletzten getestet werden – reagiert er auf Ansprache oder auf Schütteln?

Die nächsten beiden Schritte widmen sich dem wichtigsten Lebenserhaltungssystem des Menschen, der Atmung. Der Helfer sollte dafür sorgen, dass die Atemwege des Betroffenen frei gemacht werden und danach die Atmung überprüfen. Dafür empfiehlt sich schauen, horchen und tasten, da man so auch eventuell schwache Atmung erkennen kann.

Schließlich muss man den Kreislauf überprüfen, indem man den Puls an der Halsschlagader misst.

Ein wichtiger Schritt vor jeder Behandlung ist die Diagnose. Auch wenn viele Laien sich von diesem Begriff wahrscheinlich überfordert fühlen, besagt er nichts anderes, als dass das Zustandekommen der Notfallsituation hinterfragt wird.

Man klärt also, welche Umstände zum Entstehen des Notfall geführt haben. Danach ist zu klären, was der Betroffene selbst verspürt, da viele Verletzungen und Schädigungen von außen unmöglich einzuschätzen sind.

Schließlich müssen die äußeren Symptome eingeschätzt werden. Was ist von außen zu beobachten, und auf welche Art von Verletzung kann man schließen?

Ist auf diese Art und Weise die Situation eingeschätzt worden, sollte man die Hilfemaßnahmen einleiten. Die nächsten Schritte sind nahe liegend.

Zuerst sollte der Helfer eventuelle Blutungen stillen und danach Maßnahmen ergreifen, um die Schmerzen zu lindern. Wichtig ist es auch, dem Betroffenen gut zuzureden; die Sicherheit, die auf diese Art und Weise vermittelt wird, kann ein entscheidender Faktor bei der Hilfe sein!

Ist absehbar, dass der Notfall nicht aus eigener Kraft zu beheben ist, muss unbedingt weitere Hilfe angefordert werden. Das schnellste Mittel, welches diese gewährleisten kann, ist zu wählen, zum Beispiel also vorzugsweise der Funk im Auto oder ähnliches.

Ratschläge

Natürlich hilft es wenig, eine sorgfältige Einschätzung der Situation vorzunehmen, wenn man keine Mittel kennt, um bei den vorhandenen Schäden Abhilfe zu verschaffen. Daher gehen die folgenden Ratschläge wenigstens rudimentär auf verschiedene Vorgehensweisen ein, die für bestimmte Notfälle passend erscheinen.

Schock

Eine der häufigsten körperlichen Reaktionen eines Betroffenen auf einen Notfall ist der Schockzustand. Mit diesem Begriff ist natürlich nicht der umgangssprachliche „Schock“ gemeint, sondern vielmehr eine instinktive Veränderung des Körpers, die bei schweren Verletzungen sehr sinnvoll sein  kann, die jedoch bei vielen Unfällen selbst zu einem Problem werden kann.

Bei einem Menschen, der unter Schock steht, zieht sich das Blut im Torso und insbesondere in den Oberschenkeln zusammen, um starken Blutverlust zu verhindern. Menschen, die unter Schock stehen, leiden dementsprechend unter Blutmangel in weiten Teilen des Körpers, was sogar zur Bewusstlosigkeit oder schwerem Schwindel führen kann.

Schockopfer sollten möglichst schnell mit einer Decke versorgt und warmgehalten werden. Die Beine des Betroffenen sind hochzulegen, um die normale Zirkulation des Blutes anzuregen.

Außerdem sollte die Person vor Wind und Wetter geschützt werden, damit sie sich wieder erholen kann. Falls der Schock auf Blutverlust beruht, sollte der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden.

Blutungen

Zu den wichtigsten Verletzungen, die bei einem eventuellen Notfall zu versorgen sind, gehören starke Blutungen. Daher sollte man ihrer Behandlung absolute Priorität einräumen. Ist es zu einer schweren Verletzung gekommen, die mehr als einen Teil des Körpers betrifft, sollte man auch auf Wunden achten, die eventuell unter der Kleidung verborgen sind. Der verdeckte Blutverlust solcher Verletzungen kann schnell zu einem echten Problem werden.

Die von australischen und internationalen Behörden empfohlene Vorgehensweise bei einer Blutung verlangt als ersten Schritt die Ermittlung der Blutungsquelle. Gerade bei starken Blutungen macht es wenig Sinn, einen Verband einfach um eine Stelle anzulegen, an der viel Blut zu finden ist; höchstwahrscheinlich würde er die Blutung verfehlen und so nicht zum Stoppen bringen.

Daher ist es erforderlich, als erstes alles Blut abzuwischen und Kleidung zu entfernen, um die Quelle eindeutig eingrenzen zu können.

Der dann anzulegende Verband sollte unmittelbaren Druck auf die verletzte Stelle ausüben, um weiteren Blutverlust möglichst zu vermeiden.

Wenn ein Druckverband angelegt wurde, ist es empfehlenswerte, das betroffene Körperteil anzuheben, um die Blutung zu verringern.

Die meisten neueren Richtlinien raten von der früher verbreiteten Aderpresse ab, wenn kein besondere Härtefall vorliegt. Aderpressen können schwere Schäden anrichten, im schlimmsten Fall sogar den Verlust des Körperteils. Der einzige Fall, in dem eine Aderpresse angemessen und richtig ist, ist eine Amputationswunde – die schlechte Blutversorgung eines nicht mehr vorhandenen Körperteils stellt in diesem Fall kein Problem dar.

Verstauchungen

Auch wenn man umgangssprachlich schon einmal öfter von einem verstauchten Fuß spricht, stellt eine wirkliche Verstauchung eine zwar nicht unbedingt gefährliche, aber doch ernst zu nehmende Verletzung dar.

Die häufigste Ursache einer Verstauchung ist eine Überdehnung der Bänder, die ein Gelenk stützen; im schwereren Fall eines Bänderrisses spricht man streng genommen nicht mehr von einer Verstauchung, auch wenn die Verletzungsursachen meist sehr ähnlich sind.

Die häufigste Verstauchungsverletzung betrifft die Fußknöchel, die dann unter Druckschmerz, Schwellung und Blutergüssen leiden. Allerdings schränkt eine Verstauchung nicht die Grundfunktion des Gelenks ein.

Behandelt wird eine Verstauchung, indem man das Gelenk im Folgenden schont und nach Möglichkeit eine kalte Kompresse anlegt. Eine elastische Binde sollte angelegt werden, um das geschwächte Gelenk zu schützen.

Verletzungen durch Hitze

Typische Verletzungen, die durch große Hitze entstehen können, sind Verbrennungen und Verbrühungen. Verletzungen dieser Art können bei einer längeren Tour durch einen Nationalpark recht leicht entstehen, da unglückliche Umstände sie zum Beispiel mit einem Gaskocher oder einem Lagerfeuer hervorrufen können. Auch wenn typische kleinere Verbrennungen nicht wirklich gefährlich sind, können sie extrem schmerzhaft sein.

Größere Verbrennungen oder Verbrühungen sind natürlich weitaus ernsthafter, kommen aber im „australischen Alltag“ glücklicherweise auch seltener vor.

Kleinere Verletzungen behandelt man üblicherweise, indem man sie mit kaltem Wasser kühlt. Ist die betroffene Stelle nach der Verletzung noch mit Kleidung in Kontakt (zum Beispiel, wenn der Wundrand einer Verbrennung auch ein Kleidungsstück mit einbezieht), sollte man diese nicht entfernen. Auch das Auftragen von Butter, ein bekanntes Hausmittel, ist nicht zu empfehlen. Stattdessen sollte man eine antibiotische Salbe oder eine Verbrennungssalbe auf die betroffene Stelle auftragen und sie abdecken.

Eventuelle Brandblasen sollten übrigens nicht geöffnet werden, da dies nicht nur schmerzhaft, sondern oft auch infektiös ist.

Brüche

Knochenbrüche aller Art sind eine extrem unangenehme Form der Verletzung. Neben der großen Schmerzen, die eine solche Verletzung hervorrufen kann, besteht auch die Gefahr einer Verschlimmerung durch die Bewegung der Bruchstelle. Daher ist die Ruhigstellung der Bruchstelle bei einer Verletzung sehr wichtig; sie sollte nach Möglichkeit schnell erfolgen und ohne den Verletzten oder die Gliedmaßen viel zu bewegen.

Eine Korrektur der Fehllage sollte von Laien normalerweise nicht ausgeführt werden, da die Bewegung der Bruchstellen innere Verletzungen hervorrufen kann und im schlimmsten Fall sogar einen offenen Bruch verursacht.

Daher kommt eine Korrektur nur dann in Frage, wenn sie nötig ist, um den Betroffenen in Sicherheit zu bringen.

Falls es allerdings dazu kommt, kann es sein, dass der Verletzte durch die Schmerzen das Bewusstsein verliert. In diesem Fall sollte man die Behandlung auf keinen Fall beenden, sondern fortsetzen und die Bewusstlosigkeit des Patienten ausnutzen. Eine Schiene sollte ebenfalls angelegt werden.

Je nach verletztem Körperteil muss man auf verschieden Methoden der Ruhigstellung zurückgreifen. Bei einem Finger sollte man zum Beispiel den gebrochenen und den benachbarten Finger zusammenbinden; bei einem Bein empfiehlt sich eine Schiene oder das zusammenbinden der Beine.

Ähnlich geht man vor, wenn das Becken verletzt sein sollte; auch hier ist das zusammenbinden die richtige Wahl. Bei einer Verletzung des Oberarms sollte man auf ein Armtragetuch zurückgreifen. Rippenbrüche sollten nicht von Laien behandelt werden. In diesem Fall ist schneller Kontakt mit professionellen Helfern erforderlich.

Bissverletzungen

Da es in Australien eine große Zahl von giftigen Schlagen gibt, sind Verletzungen dieser Art überdurchschnittlich häufig. Bisse von Insekten sind normalerweise weitaus ungefährlicher, auch wenn es unter diesen Tieren ebenfalls solche gibt, die einem Menschen gefährlich werden können.

Größere Bissverletzungen, hervorgerufen zum Beispiel durch Krokodile oder Haie, sind auf jeden Fall möglichst bald professionell zu behandeln.

Schlangenbisse erfolgen in neun von zehn Fällen am Knöchel, da dies für die kleinen Reptilien die beste Angriffsstelle ist. Die beste Art, Schlangenbisse zu vermeiden, sind daher kräftige, knöchelhohe Schuhe, dicke Socken und eine Hose aus dickerem Stoff, da solch ein Schutz eine große Zahl von Bissen ganz einfach abfangen würde.

Kommt es trotz geeigneter Vorsichtsmaßnahmen dennoch zu einem Biss, legt man am besten schnell einen Druckverband oberhalb der Bissstelle an, der das betroffene Glied stramm umwickelt, um so die Verteilung des Gifts zu verlangsamen.

Da der Schaden bei einer solchen Verletzungen natürlich nicht durch den Biss, sondern durch das Gift entsteht, muss man dies natürlich bei der Behandlung beachten. Körperliche Anstrengung ist nach einem Giftbiss zu vermeiden. Der Verletzte muss abgestützt oder getragen werden, da Anstrengung die Wirkung des Gifts verschlimmern würde.

Normalerweise sollte man versuchen, innerhalb von acht Stunden ärztliche Hilfe zu finden. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, die Bissstelle nicht abzuwaschen oder zu reinigen, da die Giftspuren auf der Haut einem Arzt wertvolle Hinweise geben können. Da Hautkontakt mit Schlangengift unschädlich ist, stellt diese Vorgehensweise kein Problem dar.

Bei Insekten muss man eigentlich nicht befürchten, dass ein Biss lebensbedrohliche Folgen haben kann. Die einzigen Insekten, die einen gefährlichen und oft tödlichen Biss haben, sind auch in Australien die Zecken.

Zwar gibt es auf dem Kontinent eine Reihe von Spinnen, die ein gefährliches Gift besitzen, doch selbst bei der Trichterspinne, die zu den gefährlichsten Arten in Australien gehört, ist ein Giftbiss normalerweise nicht tödlich (Lebensgefahr besteht aber, so dass man einen solchen Biss sehr ernst nehmen muss!). Die Rotrückenspinne, die als zweitgefährlichste in Australien gilt, ist praktisch nie tödlich, doch ist ein Biss überaus schmerzhaft. Ähnlich verhält es sich mit den Skorpionen, die in Australien leben.

Andere kleine Insekten sind normalerweise nur dann gefährlich, wenn eine Allergie vorliegt.

Temperatureinwirkung

Da das Klima in Australien verhältnismäßig extrem ist, können Schäden durch Unterkühlung oder Hitze relativ leicht auftreten.

Beide Arten von starker Temperatureinwirkung können recht gefährlich sein, und man sollte auf jeden Fall darauf achten, durch entsprechende Ausrüstung dagegen vorzubeugen.

Für kaltes Klima empfiehlt sich dabei natürlich entsprechende Kleidung. Gute Unterwäsche aus einem Outdoor-Laden ist ein entscheidender Beitrag zur Erhaltung der Körpertemperatur. Da diese leicht und bequem ist, sollte sie sogar zur Ausrüstung gehören, wenn man eigentlich nicht auf extreme Kälte treffen sollte. Nächte im Outback können sehr unangenehm werden, und man wird froh sein, auf die zusätzliche Wärmeisolierung dieser Kleidung zurückgreifen zu können.

Allerdings ist es normalerweise nicht der Körper, bei dem sich kalte Witterung sehr unangenehm bemerkbar macht, sondern die Gliedmaßen – lange bevor es zu einem unangenehmen Kälteempfinden am Torso kommt (der ja zudem auch meist durch Kleidung gut geschützt ist), leiden viele Menschen unter kalten Händen und Füßen, aber auch an kalten Ohren. Die Schutzkleidung gegen Kälte sollte besonders auch gut geeignet für diese Körperteile sein. Gute  Handschuhe, eventuell sogar eine Kombination aus dünnen Stoffhandschuhen und festen witterungsbeständigen Handschuhen sind zu empfehlen, ebenso warme Socken und Schuhe, die gut imprägniert sind und nach Möglichkeit auch selber etwas wärmen.

Kommt es trotz guter Vorbereitung zu einer möglichen Unterkühlung, sollte man möglichst schnell mit den entsprechenden Maßnahmen beginnen.

Leichte Unterkühlung erkennt man an einigen sichern Symptomen. Die Haut des Betroffenen fühlt sich kalt an, und normalerweise klagt er über Schüttelfrost, da der Körper diesen Schutzmechanismus aktiviert hat. Das allgemeine Empfinden ist ebenfalls von Kältebeschwerden geprägt. An exponierten Stellen wirkt die Haut möglicherweise fahl oder marmoriert; ist die Unterkühlung stärker, werden solche Stellen auch unter der Kleidung zu finden sein.

Starke, gefährliche Unterkühlung drückt sich anders aus.

Die Haut ist im allgemeinen kalt und marmoriert, da die Anstrengungen des Körpers, eine angemessene Temperatur zu behalten, fehlschlagen. Auch der Schüttelfrost, klares Zeichen einen beginnenden ernsthaften Unterkühlung, hat ausgesetzt. Kritische Zeichen sind irrationale Sprach- oder Verhaltensäußerungen, die schließlich in der Bewusstlosigkeit kulminieren können. In diesem Fall besteht Lebensgefahr.

In beiden Fällen ist es wichtig, den Betroffenen möglichst rasch in eine warme, trockene Umgebung zu bringen, wo er möglichst nasse Kleidung gegen trockene ersetzen sollte. Der Rumpf muss zugedeckt werden, um weiteren Wärmeverlust zu vermeiden; eine Wärmebehandlung der Extremitäten ist nicht empfehlenswert.

Wichtig ist besonders, die kritischen Partien (Brust, Nacken, Kopf) schnell zu wärmen. Dies kann entweder durch erwärmte Gegenstände geschehen oder durch Körperkontakt mit zwei oder mehr Personen.

Empfehlenswert ist es auch, falls man sich weiterhin in einer kalten Umgebung befindet, dem Betroffenen Luft zuzuatmen, da die Atemluft so vorgewärmt wird.
Ansprechbaren Kälteopfern sollte man warme Getränke verabreichen, jedoch keinen Alkohol; das Wärmeempfinden, welches durch ein hochprozentiges Getränk entsteht, ist täuschend.

Bewusstlose Kälteopfer müssen möglichst schnell professionell behandelt werden.

Sollte es zum Schlimmsten kommen, ist es wichtig zu wissen, dass eine Person, bei der durch Kälteeinwirkung der klinische Tod eingetreten ist, nach eine weitaus längeren Zeitraum noch wiederbelebt werden kann als ein Mensch mit Normaltemperatur.

Auch wenn es in Australien durchaus zu Unterkühlungen kommen kann, geht für den normalen Reisenden die größere Gefahr von der starken Sonne des Kontinents aus. Zu einem Hitzschlag kann es vor allem im Outback sehr schnell kommen.

Gute Kleidung, vor allem aber eine Kopfbedeckung, ist ein wichtiger Schutz vor der Sonneneinstrahlung. Daneben sollte man die Faktoren kennen, die einen Hitzschlag begünstigen.

Zum einen ist es die Luft in der Umgebung. Hohe Lufttemperatur führt zu einer allgemeinen Aufheizung, während hohe Luftfeuchtigkeit die Schweissverdunstung erschwert. Negativ auf den kühlenden Effekt des Schweißes wirkt sich auch enge Kleidung aus.

Natürlich ist auch die anhaltende körperliche Aktivität, der Reisende möglicherweise nachgehen, nicht dazu angetan, die Körpertemperatur zu mindern.

Besonders gefährdet sind übrigens Menschen mit eine großen „Oberfläche“, also große und breite Menschen, wobei in diesem Fall muskulöse und übergewichtige Menschen gleichermaßen gefährdet sind. Allerdings haben Personen, die gut in Form sind, den Vorteil einer besser durchbluteten Haut.

Daneben ist es die Anpassung an das Klima, welche die Gefahr eines Hitzschlages reduziert – Menschen, die hohe Temperaturen gewöhnt sind, kommen leichter mit extremen Werten zurecht.

Die Symptome eines eintretenden Hitzschlags sind recht klar zu erkennen.

Die Haut des Betroffen fühlt sich heiß an, der Ruhepuls ist erhöht, und im Gesicht ist meist eine deutliche Rötung wahrzunehmen.

Erschöpfung und Benommenheit sind die ersten körperlichen Folgen; es ist nicht ratsam, einen Menschen, der sich in den oben beschriebenen klimatischen Verhältnissen bewegt, zu sehr anzutreiben. Auch Antriebslosigkeit ist ein Symptom eines möglichen oder beginnenden Hitzschlags.

Zeigen sich beim Betroffenen irrationales Verhalten und eingestellte Schweißäußerung, ist es bereits ernster.

In diesem Fall sollte man möglichst bald erste Maßnahmen einleiten. Der Betroffene sollte an einen kühleren, schattigen Ort gebracht werden, wo er nach Möglichkeit mit Wasser oder Eis gekühlt wird. Die kritischen Partien sind auch hier Kopf, Nacken und Brust.

Der durch die Überhitzung eingetretene Flüssigkeitsverlust sollte durch Getränke ausgeglichen werden.

Überlebenstechniken

Neben den Notfällen, in denen eine oder mehrere Person zu schaden gekommen sind und ihre Versorgung durch entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden sollte, kann es bei einer Reise durch einen australischen Nationalpark auch zu Notfällen anderer Art kommen.

Bestimmte Umstände können verhindern, dass ein gestecktes Ziel erreicht wird; ist dieser Umstand auch noch mit einem möglicherweise längeren, unabsehbaren Zwangsaufenthalt in der Natur verbunden, kann man von einem „Notfall“ sprechen.

Es kann sein, dass man während der Reise aus verschiedenen Gründen für eine Weile feststeckt. Eine unbehebbare Autopanne ist ebenso ein Grund dafür wie eine schwerere Verletzung eines größeren Teils der Reisegruppe oder das Verlaufen in unbekanntem Terrain.

Es gibt Techniken, die in einer solchen kritischen Situation Abhilfe schaffen können und die vor allem dabei helfen, die entstehende Wartezeit möglichst reibungslos zu bewältigen.

Kommt es zu einer Situation, die als Notfall eingeschätzt werden kann, gilt es zuerst, die Ernsthaftigkeit dieser Lage zu überprüfen. Kann man sich aus eigener Kraft helfen, oder ist man aus dem ein oder anderen Grund auf fremde Hilfe angewiesen?

Handelt es sich bei der Situation um einen wirklichen Notfall, der fremde Hilfe beansprucht, so gilt als erstes die alte, aber immens wichtige Regel: „Ruhe bewahren!“

Auch wenn man es vor der Konfrontation mit einem Notfall nicht meinen würde, neigen viele Menschen dazu, auch schon bei nicht existenziell bedrohlichen Situationen in Panik auszubrechen. Die Angst, die bei einer schlecht einschätzbaren, ungewohnten und vielleicht gefährlichen Situation entsteht, kann für unerfahrene Menschen leicht zu viel sein.

Nicht umsonst sind viele Menschen der Überzeugung, dass man jemanden nur wirklich kennt, wenn man mit ihm durch eine Gefahr gegangen ist.

Ist die Situation wirklich ein Notfall, erfordert er Umgang mit ihr möglichst besonnene Planung. Für gewöhnlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie der Notfall beendet wird. Entweder hat man jemandem Reiseroute und Zeitplan bekannt gegeben, so dass dieser nach einer gewissen Zeit eine Suche veranlassen wird, oder man ist darauf angewiesen, auf die ein oder andere Art selbst Hilfe zu organisieren.

Die Vorgehensweise in Bezug auf die benötigte Hilfe ist das erste Detail, welches geklärt werden sollte. Ist es nötig, ein oder zwei Personen loszuschicken, oder kann man eventuelle Helfer per Funk kontaktieren?

Nachdem Maßnahmen eingeleitet wurden, ist es an der Zeit, sich auf die eventuell lange Wartezeit einzurichten.

Dafür muss man sich auf die vier wichtigsten Dinge konzentrieren, die das Überleben in der Wildnis sichern: Wasser, Nahrung, Wärme und Schutz.

Wasser

Normalerweise kann ein Mensch mit durchschnittlicher Konstitution ohne Wasser rund drei oder vier Tage überleben. Die extremen Temperaturbedingungen in vielen Teilen Australiens bringen es allerdings mit sich, dass man nicht unbedingt von diesen Werte ausgehen kann – bei großer Hitze wird man durch den erhöhten Flüssigkeitsverlust nicht damit rechnen können, so lange durchzuhalten.

Daher ist Wasser das wichtigste Lebensmittel, welches man bei einem Aufenthalt in der Wildnis benötigt.

Körperlich gesehen dient Wasser dem Ausgleich von Flüssigkeitsverlusten. Es gibt sechs verschiedene Arten, auf die der menschliche Körper Wasser verliert: durch Schwitzen, Atmen, durch den Urin, durch Weinen, Sprechen und Erbrechen.

Einige von diesen Funktionen lassen sich nicht abschalten, aber man kann Maßnahmen ergreifen, sie so weit wie möglich zu reduzieren.

Im Schatten mit wenig Bewegung wird man weitaus weniger Schwitzen als wenn man sich in praller Sonne bewegt. Wenn Bewegung nötig ist (zum Beispiel um Wasser zu suchen), sollte diese nach Möglichkeit am Abend erfolgen, wenn die Sonneneinstrahlung nachgelassen hat. Wenn man sich ruhig im Schatten aufhält, verbraucht man nur ein Drittel soviel Flüssigkeit wie jemand, der ruhig in der Sonne steht. Es ist übrigens empfehlenswert, die Kleidung anzubehalten, dabei aber helle, weite Kleidung zu wählen, da diese den Kühleffekt des Schwitzens maximiert. Weiterhin empfiehlt es sich, zur Kühlung des Körpers eventuell vorhandene kühle Brisen zu nutzen und nach Möglichkeit nicht zu nah am Boden zu ruhen. Der aufgeheizte Boden trockener Regionen ist oft um einiges wärmer als die Region 30 Zentimeter darüber.

Weinen, Sprechen und Erbrechen sind die drei Funktionen, die sich einschränken oder abschalten lassen. Ganz ohne zu sprechen wird niemand einen längeren Aufenthalt hinter sich bringen wollen, doch kann man dies weitgehend reduzieren. Erbrechen kann man durch geeignete Auswahl der Nahrung vermeiden. Weinen ist schließlich ein Prozess, der bei einer Notsituation durchaus vorkommen wird, dem man sich allerdings nicht hingeben sollte.

Eine wichtige Frage bei einem Wassernotstand ist die, welches Wasser man trinken kann.

Salzwasser kann man niemals für diesen Zweck verwenden, da der hohe Salzgehalt einen Flüssigkeitsverlust nach sich ziehen würde und somit keinerlei positiver Effekt erreicht würde.

Auch Urin ist zu salzhaltig, um als „Notgetränk“ verwendet zu werden. Allerdings ist diese Flüssigkeit durchaus dazu geeignet, die Haut zu kühlen, wenn man ihn sammelt; so muss man kein Wasser, welches man trinken kann, dazu verwenden.

Ebenfalls sollte man keine Kiesel lutschen. Der Speichelfluss wird angeregt, was einen Flüssigkeitsverlust zur Folge hat.

Es ist essentiell wichtig, Übelkeit und Durchfall zu vermeiden, weshalb man mit dem Wasser, welches man zu sich nimmt, sehr vorsichtig sein sollte. Niemand hat etwas gewonnen, wenn übereilt zu sich genommenes Wasser schließlich zu einem weiteren Flüssigkeitsverlust führt.

Daher sollte Schmutzwasser auf jeden Fall abgekocht und durch ein sauberes Tuch geseiht werden, um es sicher trinkbar zu machen. Empfehlenswert sind auch Keramikfilter oder Entkeimungstabletten, die es im Outdoor-Handel gibt.

Ganz allgemein ist es übrigens empfehlenswert, Wasser nur in kleinen Schlucken zu sich zu nehmen, um einen maximalen durstlöschenden Effekt zu erzielen. Auch bei einer nicht existenziellen Bedrohung kann Durst das Warten weitaus unangenehmer machen.

Nahrung

Der wichtigste Rat in Bezug auf Nahrung ist das umsichtige Haushalten mit den Vorräten, auf die man zurückgreifen kann. Die meisten Reisenden sind nicht darauf vorbereitet, mitten in der Wildnis Nahrung auftreiben zu müssen, weshalb man die meisten Versuche in dieser Richtung auch einfach als Energieverschwendung ansehen kann. Zwar kann das Sammeln essbarer Pflanzen durchaus vom Erfolg gekrönt sein, doch sollte man die Vorsicht bewahren und sich nicht den Magen verderben. Die Jagd wird fast nie zum Erfolg führen, wenn es sich bei den Jägern nicht um erfahrene Personen handelt.

Am wichtigsten ist daher die Bevorratung für die Dauer des Aufenthalts. Man sollte abschätzen, wie lange man sich in der Wildnis aufhalten muss, und den Proviant dritteln. Zwei Drittel sollten für die erste Hälfte der Zeit verwendet werden, das übrige Drittel für den Rest der Zeit. Der Magen stellt sich nach einiger Zeit auf die kleineren Rationen um, und so fällt es am Ende leichter, Nahrung zu sparen als am Anfang. Abgesehen davon macht es keinen Sinn, sich am Anfang eines Zwangsaufenthalts durch zu geringe Nahrungsaufnahme zu entkräften.

Natürlich sollten Personen, die sich auf den Weg machen, um Hilfe zu holen, eine doppelte Ration erhalten – auf dem Weg kann man keine Energie sparen, und sie werden die Nahrung mehr benötigen als die zurückbleibenden.

Außerdem sollte man die Verteilung der Nahrungsmittel auf die Wasservorräte abstimmen. Ist zum Beispiel nur wenig Wasser vorhanden und auch in der Umgebung keines zu finden, sollte man auf trocken, stark gewürzte oder stärkehaltige Nahrungsmittel verzichten. Fleisch ist in solch einem Fall ebenfalls keine gute Wahl.

Ist reichlich Wasser vorhanden, empfiehlt es sich, mehr als sonst zu trinken, da so das Sättigungsgefühl verstärkt wird.

Am geeignetsten für die Ernährung in solch einer Notsituation sind übrigens Kohlenhydrate.