Natürlich ist es nicht einfach, die kulinarischen Gewohnheiten eines ganzen Staates in wenigen Sätzen zusammen zu fassen. Noch schwieriger allerdings ist es in echten Immigrantenstaaten wie Victoria, in denen die geschmackliche Landschaft so außerordentlich von den Einflüssen der ehemaligen Heimatländer der Einwanderer geprägt ist.
In Australien trifft diese interessante, aber auch leicht unübersichtliche Wechselwirkung besonders auf Victoria und New South Wales zu, und so ist es wohl nicht schwer zu erklären, dass die Essgewohnheiten dieser Staaten starken regionalen Schwankungen unterliegen.
In Victoria waren die Griechen und Italiener nach dem Zweiten Weltkrieg die stärksten ethnischen Gruppen, und so haben sie auch die Küchen des Staates am stärksten geprägt. Allerdings ist der internationale Einfluss nicht in jedem Teil des Landes so stark zu spüren – auf dem Land findet man eigentlich hauptsächlich solche Häuser, die man gemeinhin unter Fast-Food zählen würde, nämlich Grillstuben, oft griechischer Art, oder Pizzerien. Daneben gibt es natürlich auch noch wirkliche Fast-Food-Restaurants, die jedoch natürlich kaum von Immigranten geprägt worden sind.
Das kulinarische Mekka Australiens ist Melbourne, die Hauptstadt Victorias. Man könnte wahrscheinlich Wochen oder Monate in der Stadt verbringen, während an vergeblich versuchen würde, alle Küchen in der Stadt durchzuprobieren. In der Metropole ist nicht nur das Angebot riesig, auch die Auswahl ist immens. Kaum ein Land, welches keinen kulinarischen Vertreter in der „Hauptstadt des Essens“ findet.
In Victoria wurden vor einigen Jahren die Ausschankgesetze gelockert, was einen Zurückgang der BYO-Restaurants mit sich brachte. Zwar gibt es noch immer solche Häuser ohne Lizenz, in denen man seine eigenen Getränke mitbringen kann (Bring Your Own), doch haben mehr und mehr Gastronomen das entsprechende Papier erworben und bieten Getränke nun auch oder nur selber an. Die Korkengebühr, früher nicht unbedingt verbreitet, hat sich in diesem Staat im Laufe der letzten Jahre stark etabliert und wird nun beinahe überall verlangt.
An der Küste Victorias findet man vor allem gutes Seafood, wobei der Fisch meist exzellent ist, die Zubereitung allerdings oft weniger. In vielen kleineren Restaurants ist man mit der Friteuse zu schnell bei der Hand und bereitet in ihr nicht nur die Pommes Frites, sondern auch den Fisch selbst zu – als Imbiss recht nett, aber der hochwertigen Qualität der frischen Fische eigentlich nicht gerecht werdend.