New South Wales – Snowy Mountains

Wenn man europäische Maßstäbe anlegt, kann man nicht gerade sagen, dass die „Snowy Mountains“ ihrem Ruf besonders gerecht werden.

Auch wenn der Name es anders vermuten lassen würde, sind die Berge, die einen Teil des südostaustralischen Hochlandes im Vergleich zu den Gebirgen anderer Kontinente relativ niedrige Erhebungen mit gerundeten Kuppeln, von denen sich überhaupt nur wenige bis zur Schneegrenze erheben.

Der größte Teil dieses Gebirges ist geschützt im Kosciuszko National Park, der sich weit über die Grenzen von New South Wales hinaus erstreckt.

Der Teil der Snowy Mountains, der innerhalb der Grenzen dieses Staates liegt, ist insbesondere das felsige Hochland der Crackenback Range, welches aber immerhin noch den höchsten Berg Australiens, den Mt. Kosciuszko, umfasst. Auch wenn dies „nur“ ein Zweitausender ist, bietet der Berg, der sich nahe der Grenze zu Victoria in den Himmel erhebt, einen gewaltigen Anblick – was wahrscheinlich nicht zuletzt daran liegt, dass er sich auf dem flachsten Kontinent der Erde befindet und dementsprechend hervorsticht.

Die Crackenback Range reicht bis nach Cooma, in dessen Nähe man auch die baumlose, recht karge Monaro-Hochebene findet. Auch wenn Bäume kaum die richtige Vegetation für diese Gegend darstellen, ist Monaro doch durch einen wichtigen Wirtschaftszweig in New South Wales bekannt: die Schafzucht. Karg wie das Land sein mag, die relative Kälte des Landes scheint eine beeindruckende Wirkung auf die Wolle der Tiere zu haben: Monaro-Schurwolle gilt als die beste des Landes.

Doch auch wenn man den Schnee auf den Snowy Mountains über große Zeiträume im Jahr vermissen mag, falsch ist der Name dennoch nicht – findet man in den Bergen doch das Wintersportzentrum Australiens, welches besonders in den Monaten von Juli bis September von Urlaubern aus ganz Südostaustralien aufgesucht wird. Mittelpunkt dieser sportliche Aktivitäten ist die Umgebung des Mt. Kosciuzko, wo die Skiresorts Thredbo, Perisher und Mt Selwyn liegen. Dort erfreuen sich viele Arten des Wintersports großer Beliebtheit; in den letzten Jahren waren es vor allem Nordic oder Cross Country Skiing, im Deutschen unter Langlauf zusammengefasst, die sich großer Beliebtheit erfreuten.

Die Unterkünfte in dieser Gegend haben im Winter erhebliche Preise, während sie im Sommer recht erschwinglich sind; allerdings ist zu dieser Zeit der Wintersport natürlich auch nur unter erschwerten Bedingungen oder gar nicht zu betreiben. Dennoch sind die meisten Skilifts in Betrieb, da es in den Snowy Mountains eine Menge mehr zu entdecken gibt als nur Schnee.

Ausgedehnte Wanderungen über das Land sind bei den Sommerurlaubern in der Wintersportmetropole beliebt – das von Wildblumen bewachsene Land lädt geradezu dazu ein – doch auch Touren mit dem Mountainbike sind eine spannende Herausforderung in dieser Region. Viele Reitställe in der Gegend vermieten Pferde für Ausflüge durch das sommerliche Hochland, während Angler und Fischer vor allem Seen wie den Lake Jindabayne zu schätzen wissen.

Auch wenn das Klima in den Snowy Mountains weite Teile des Jahres relativ mild erscheint, es war ein gewaltiges Projekt vonnöten, um den Wintersport in dieser Gegend (und damit überhaupt in Australien) zu ermöglichen. Das Snowy Mountains Hydro-Electric Scheme, das in den 50er Jahren in Angriff genommen wurde, kostete rund 800 Millionen Dollar und nahm in seiner kompletten Durchführung 25 Jahre in Anspruch. Das Mammutprojekt umfasste 7 Kraftwerke, 16 Dämme und 140 Kilometer Tunnel, die zusammen einerseits die Infrastruktur der Region aufwerten und eine Stromversorgung gewährleisten sollten.

Die 100.000 Arbeitsplätze, die im Zuge dieses Projektes geschaffen wurden, waren für viele Immigranten aus Mittel- und Südeuropa die erste Möglichkeit, in Australien Arbeit zu finden.

Das Projekt war – besonders in Bezug auf die Energieversorgung – so erfolgreich, dass die Wasserkraft des Snowy River, des Tumult und des Upper Murrumbidgee heute Südost-Australien mit Energie in Massen versorgt. Daneben wird noch das Wasser dieser Flüsse selbst genutzt und wird in das Bewässerungssystem der umliegenden Staaten eingespeist.

Die Erschließung des Gebietes durch eine moderne Infrastruktur war aber kaum weniger erfolgreich. Der Snowy Mountains Highway führt direkt durch die Berge von Cooma nach Gundagai und ist lediglich in den Wintermonaten schlechter befahren. Neben dieser direkten und schnellen Verbindung, die auch einen großen Teil der gebauten Tunnelstrecke erforderte, gibt es auch andere, interessantere Wege, die die Fahrt durch das „Dach Australiens“ zu einem echten Naturerlebnis machen.

Der Alpine Way von Kiandra nach Thredbo führt direkt durch den Kosciuszka National Park und ist seit 2000 befestigt; die Fahrt ist also zwar langwieriger, aber dennoch sicher und eindeutig interessanter als auf dem Snowy Mountains Highway. Dennoch sind für die meisten der Straßen dieser Region im Winter Schneeketten vorgeschrieben, da die einerseits recht schwache Nutzung ebenso wie der Umweltschutz und die große Entfernung ein flächendeckendes Verteilen von Streugut nicht interessant macht.

Neben der Möglichkeit, die Gegend mit dem eigenen Auto zu erkunden, gibt es auch verschiedene Buslinien, die dort verkehren. Im Winter werden wesentlich mehr Busse angeboten, was wohl auf die größere Beliebtheit dieses Verkehrsmittels in dieser Zeit zurück geht.

Eine lokale Besonderheit im touristischen Angebot sind die Kombinationen von Reit- und Angelsafari, die von vielen Farmen im Sommer angeboten werden. Im Tourist Office in Cooma kann man genauere Informationen bekommen.

Bild von Tim J Keegan

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