Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Sydney ein zunehmendes Problem mit der kriminellen Energie einiger Stadtbewohner. War die Siedlung ursprünglich als Sträflingslager konzipiert gewesen, hatte sich dennoch bald eine der „normalen“ Gesellschaft nicht so unähnliche Struktur entwickelt. Viele der Sträflinge sahen Sydney und Australien mittlerweile als „zweite Chance“ und wollten diese nutzen, sich eine Existenz aufzubauen; die Kriminalität war geringer, als man es unter Umständen erwartet hätte, da man ja eigentlich von einer recht rigide kontrollierten, hauptsächlich durch die Staatsgewalt aufrecht gehaltenen Ordnung ausgegangen war.
Dennoch gab es Schwierigkeiten. Wie nicht anders zu erwarten, waren nicht alle Bewohner der Siedlung bereit, ihre Chance für einen Neuanfang zu nutzen, und verfielen so wieder der Kriminalität – vielleicht, weil ihnen dies einfacher erschien als die Arbeit, vielleicht aus anderen Gründen.
Sir Thomas Brisbane, der damalige Gouverneur von New South Wales, musste sich als mit dem Problem auseinandersetzen, dass relativ starke kriminelle Aktivitäten die von vielen ursprünglich als Sträflinge deportierten Siedlern angenommene Ordnung durch die Aktivitäten einiger „unverbesserlicher Sträflinge“ bedroht war.
1823 entsandte er Expeditionen, die einen Ort finden sollten, zu dem man solche schwierigen Fällen deportieren konnte. Redcliffe Point in der Moreton Bay stellte sich bald als für diesen Zweck geeignet heraus – ein Jahr später landete der erste Sträflingstrupp, und nur wenige Monate später wurde die erste ständige Siedlung an diesem Ort gegründet. Nach dem Gouverneur nannte man sie „Brisbane“.
Bis 1839 blieb Brisbane eine reine Strafkolonie. Im Laufe der zwei Jahrzehnte nach 1830, als der Siedlungswunsch einiger freier Einwanderer genehmigt wurde, kamen mehr und mehr freiwillige Menschen nach Brisbane, die schließlich auch danach verlangten, Brisbane vom Charakter einer Strafkolonie zu befreien. Diesem Wunsch wurde schließlich nachgegeben, und durch den verbesserten Status schien der neue Wille in Brisbane noch einmal verstärkt zu werden.
Cattle Stations wurden in der Umgebung gegründet, und um 1850 wurde das Moreton Bay Settlement im Legislative Council vertreten.
Moreton Bay war recht abgelegen, und dieser Umstand förderte die relativ schnelle Bewilligung einer eigenständigen Verwaltung, da die Politiker im Council einsahen, dass sich kaum jemand um die Belange des Gebietes kümmern konnte, der nie dort war. 1859 wurde Queensland separate Kolonie.
Diese tiefgreifende politische Veränderung kurbelte die Wirtschaft in Brisbane und der Moreton Bay an. Große Landflächen der Darling Downs wurden in den nächsten 30 Jahren zur Rinderzucht genutzt, und bis 1880 galt Queensland als Hauptlieferant für Rindfleisch in Australien.
Orte wie Charleville, Longreach und Hughenden entstanden als Versorgungszentren für die immer weitläufiger werdenden Rinderfarmen in der Umgebung.
Prägend für die folgenden Jahrzehnte wurde – wie in so vielen Teilen Australiens – der Goldrausch. Nach den ersten Funden 1860 wurde rasch ein Eisenbahnnetz gebaut, welches bei der Verbindung der recht verstreuten Goldfelder mit den älteren Kolonien helfen sollte. Auch die später bearbeiteten Zinnminen nutzten diese Verbindungen.
Queensland profitierte sehr gut vom Goldrausch – immerhin wird der Wert des bis zum Ende des 19. Jahrhunderts geförderten Goldes auf rund 200 Millionen Dollar geschätzt.
Neben dem Goldrausch entwickelte sich nach den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts insbesondere der Zuckerrohranbau zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Der fruchtbare Küstenstreifen von Queensland war für den Anbau dieser Pflanze ideal, und die Siedler versuchten, sich diese guten Bedingungen zunutze zu machen.
Leider war für diese Art von Landwirtschaft eine große Menge menschlicher Arbeitskraft erforderlich, mehr, als die Siedler in Queensland aufbringen konnten. Die Lösung, die man für dieses Problems fand, ist von kolonialistischer Einfachheit: man segelte zu den benachbarten Südseeinseln, entführte Kanaken (bei diesen handelt es sich um eine melanesische Volksgruppe) und zwang diese auf den Zuckerrohrplantagen unter sklavischen Bedingungen zur Arbeit.
Zwischen 1850 und 1900 wurden rund 60.000 Kanaken auf diese Art und Weise verschleppt und ihrer Freiheit beraubt.
Als nach einigen Jahrzehnten der Zuckerexport wirtschaftlich nur noch weitaus weniger interessant war, war man bestrebt, diese Zwangsarbeiter und ihre Nachkommen zurück auf ihre Inseln zu schicken.
Queensland ist – wie viele Teile Australiens – nur rund um die Hauptstadt Brisbane recht dicht besiedelt. Große Entfernungen, aber auch die Differenzen im Lebensgefühl zwischen den Menschen in der Nähe von Brisbane und denen, die in weiter entfernten Teilen Queensland leben, ließen den Staat im Laufe der Zeit immer wieder Schauplatz sezessionistischer Konflikte werden, in denen Teile des Landes auf Unabhängigkeit drängten.
Besonders zwei weit von Brisbane entfernte Teile – nämlich der hohe Norden und Zentral-Queensland – sind bis heute mit der Staatenverbindung, wie sie politisch in Queensland besteht, nicht wirklich zufrieden. Die Bewegungen, die die Unabhängigkeit dieser zwei Teile forderten, erlebten ihren stärksten Aufschwung in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Selbst nach der offiziellen Ablehnung der Unabhängigkeitsanträge 1886 sind diese Gefühle bis heute nicht völlig abgeklungen.