Central Victoria

Das Gebiet hinter der zentralen Küste des Staates ist weniger geprägt von der Nähe Melbournes als der Küstenstreifen weiter im Süden.

Central Victoria blickt auf eine eigene, interessante Geschichte zurück, die man in vielen Städten im Gebiet noch heute eindrucksvoll bezeugt sieht – immerhin war diese Region der intensivste Schauplatz des Goldrausches in Victoria.

Zwischen 1850 und 1870, als der Goldrausch sich gerade auf seinem Höhepunkt befand, war die Gegend das am dichtesten besiedelte Gebiet von ganz Victoria. Umfangreiche Goldfunde hatten Goldsucher aus allen Teilen des Kontinents herbeigelockt, und neben denen, die sich mehr oder weniger fest niederließen, kam auch eine große Zahl von „Gelegenheits-Goldsuchern“, die es auf einen fest Wohnsitz gar nicht abgesehen hatten. So entwickelte sich einerseits eine recht dichte „gastronomische“ Kultur (auch wenn man heute sagen würde, dass die Absteigen, die sich damals teilweise anboten, diese Bezeichnung kaum verdient hatten), andererseits kam es aber insbesondere zu einem rasanten Bevölkerungswachstum, weil jeder, der es irgendwie bewerkstelligen konnte, seinen Teil vom Reichtum des Landes gewinnen wollte.

Der Goldrausch war intensiv und ertragreich, aber relativ kurz. Im Vergleich zu anderen Regionen Australiens waren die Erträge groß, doch waren die Vorräte in den relativ leicht zugänglichen Minen und Schürfgründen dafür auch recht schnell erschöpft.

Der Übergang zu einer langfristigeren landwirtschaftlichen Kultur war fließend. Viele Goldsucher hatten nichts anderes im Sinn gehabt, als sich einen eigenen Hof zu erwirtschaften, mit dem sie weiterhin für ihren Unterhalt sorgen konnten; andere hatten dies zwar nicht als ursprünglichen Plan gehabt, waren aber schnell überzeugt davon, dass dies die wohl beste Vorgehensweise für die weitere Zukunft war.

Das Land, auf dem ehemals die Schürfer ihr Glück versucht hatten, wurde zu Weideland, und der Reichtum des Bodens wurde in die Wirtschaft investiert.

Am stärksten war der Goldrausch um die beiden Städte Ballarat und Bendigo spürbar, zwei Orte, die noch heute zu den wichtigsten Zentren der Region gehören. Wie in so vielen anderen Orten sind heute die Spuren des Rausches in den beiden attraktiven Landstädtchen beinahe verweht; nur einige prachtvolle Gebäude aus der Zeit des Reichtums zeugen noch von dieser Vergangenheit. So findet man trotz der kurzen Geschichte Victorias in dieser Region immerhin einige Kulturzeugnisse aus vergangenen Jahrhunderten, da sich diese Gebäude oft bis heute erhalten haben.

In der weiteren Umgebung von Ballarat und Bendigo findet man viele kleinere Städtchen, denen heute oft ein verschlafener Charme anhaftet; die Menschen sind gastfreundlich, allerdings bekommt man meist nicht besonders viele Gäste zu Gesicht, und dementsprechend sind Übernachtungsmöglichkeiten in den kleineren Orten oft recht rar gesät.

Dennoch findet man in Central Victoria die Möglichkeit, einen Einblick in den Staat zu erlangen, wie man ihn im direkten Einzugsgebiet der Metropole Melbourne kaum finden könnte – Victoria zeigt sich hier von einer anderen, nicht weniger attraktiven Seite, die für viele Besucher das „wahre Victoria“ darstellt.

Maryborough und Castlemaine sind zwei der bedeutenderen Zentren der Region, kleine Städte, die sich insbesondere durch den Charme der noch heute erhaltenen, prachtvollen Gebäude auszeichnen. Das nahegelegene Dorf Maldon hingegen scheint sich seit der Zeit des Goldrausches kaum verändert zu haben – würde man sich unbedarft in diesen Ort verirren, könnte man sich des Eindrucks kaum erwehren, man befinde sich in einem Freilichtmuseum zum 19. Jahrhundert.