Sydney – Die Kunst der Aborigines

Aborigines schmücken traditionell eine große Anzahl von verschiedenen Oberflächen. Körpermalereien sind in ihrer Kunst ebenso üblich wie Gemälde auf Felsen oder Rinde und anderen Werkstoffen, die es in ihrer Umgebung gibt.

Mit verschiedenen Mustern und Zeichnungen bemalen die Ureinwohner Australiens den Boden ebenso wie Gegenstände alltäglichen Lebens, die dadurch eine größere Schönheit erlangen.

Unter den Bildern der Aborigines gibt es solche, die eine rituelle Bedeutung haben, die zum Beispiel eine bestimmte Wirkung auf den Gegenstand haben sollen oder einen spirituellen Einfluss auf ihn nehmen sollen, während andere, beispielsweise wertvolle Gegenstände, durch die Kunst einfach nur verziert werden sollen.

Speere, Bumerangs und Didgeridoos werden kunstvoll bemalt und mit Ornamenten verziert, die diesen Gebrauchsgegenständen neben dem praktischen Nutzen einen besonderen Wert verleihen sollen.

Die Farben, die die Aborigines für diese Werke benutzen, stellen sie aus Lehm, Kohle und Tierblut her, und es gelingt ihnen aus diesen Mitteln haltbare und schöne Farben herzustellen, deren Ursprung man kaum noch erahnen kann.

Alle Arten von Aborigine-Kunst, ganz gleich, wie hoch der spirituelle Wert eines Kunstwerks ist, sind eng mit der Mythologie dieser Menschen verbunden. In ihren Mythen und Legenden werden Geschichten über das Entstehen und Funktionieren der Welt weitergegeben, und es ist in der Tat kaum verwunderlich, dass die Geschichten der Aborigines teilweise eine große Weisheit bergen, die man mit unserem westlichen Bewusstsein kaum darin vermuten würde.

Die nördlichen Aborigines stellen kunstvolle Holzfiguren her, die verschiedene Zwecke erfüllen. Einerseits sind es Kunstgegenstände, die von den Menschen geschätzt werden, zum anderen markieren sie besondere Plätze und werden in der Nähe dieser Orte in den Boden gesteckt. Dieser Brauch ähnelt den Totempfählen amerikanischer Ureinwohner, was auf Grund der nicht unähnlichen Lebensweise beider Völker nicht weiter verwunderlich ist.

Andere Figuren sowie Felsgravuren sollen vor Gefahren warnen, die sich in ihrer Nähe verbergen. So kann eine furchterregend aussehende Geisterfigur an einem Ort durchaus bedeuten, dass es eine Gefahr gibt, die einen Menschen in dieser Gegend bedroht. Die abschreckende Wirkung dieser Kunstwerke ist dabei sehr beabsichtigt, und sie soll helfen, Unbedarfte von der Gefahr fernzuhalten.

Auch Warnungen, oder besser gesagt Hinweise, auf unfruchtbares Land findet man in Australien in Form solcher Figuren.

Auch wenn die Aussagen, die hier bisher getroffen wurden, für weite Teile der Aborigine-Kultur gelten mögen, ist es an sich jedoch nicht richtig, von „der“ Aborigine-Kunst zu sprechen.

Es gibt eine große Zahl unterschiedlicher Stile unter den Künstlern der Aborigines, darunter zum Beispiel den sogenannten „Röntgenstil“, eine elegante Kunstform, die ihre Darstellung mit länglichen Schraffierungen und Gestalten vollbringt.

Ein anderen, in Nordaustralien weit verbreiteter Stil ist die sogenannte „Kontakt-Kunst“, deren Darstellungen besonders die Geschichten zum Thema haben, in denen Aborigines mit ausländischen, europäischen Menschen in Kontakt traten (daher der Name). Begegnungen mit den Händlern aus Makassar werden in der Kontakt-Kunst ebenso reflektiert wie die mit den frühen europäischen Siedlern.

In Zentralaustralien ist insbesondere der sogenannte „Punkt-Stil“ sehr verbreitet. Die Künstler dieser Stilrichtung haben zwar viele Werke erschaffen, doch konnte man kaum Beispiele solcher Kunstwerke betrachten, weil Punkt-Künstler mit großer Vorliebe auf vergänglichen Untergründen arbeiten.

Durch eine gestiegene Nachfrage nach Aborigine-Kunst steht den Künstlern mittlerweile auch haltbares, modernes Material zur Verfügung, und auch wenn man davon ausgehen kann, dass ein Aborigine-Kunstwerk, welches auf einer nicht traditionellen Oberfläche entstanden ist, natürlich von seiner Art her nicht „pure Aborigine-Kunst“ ist, gibt es so immerhin seit einiger Zeit erste beeindruckende Beispiele dieser Kunstrichtung.

Die Bemalung von Rindenstücken ist insbesondere in Bathurst und Melville verbreitet, ebenfalls eine Kunst, die nicht unbedingt von Dauer ist, aber immerhin haltbarer als traditioneller Punkt-Stil.

Ein wichtiger Bestandteil jeder Art von Kunst bei den Aborigines ist die sogenannte „Traumzeit“, eine beeindruckende Sammlung von Geschichten und Legenden, die das Wissen dieser Volkes überliefern. Auch Aborigines, die mittlerweile zum Beispiel als Künstler westlicher Tradition tätig sind, beziehen sich in ihren Werken, die oft Landschaften und ähnliche Naturmotive darstellen, oft auf die Legenden der Traumzeit.